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52 Bücher (19) – „What Alice Forgot“ von Liane Moriarty

Heiligs Blechle, wie die Zeit vergeht! Jetzt sind wir schon bei Woche 19 im Bücherprojekt, und mein letzter Beitrag war in Woche 16! Die fehlenden Wochen hole ich auf jeden Fall noch nach, es ist nur gerade von der Zeit her etwas ungünstig (Loriot).

Das Motto dieser Woche ist Chick Lit. Was man darunter versteht, hat Alexandra in ihrem Blog Bücherwahninn erklärt:

„Der Begriff stammt aus dem Amerikanischen und setzt sich eben aus den beiden Worte Chick und Lit zusammen. Chick steht für das spanische Wort chica was so viel wie Mädchen bedeutet und Lit steht logischerweise für Literatur. Und ausgesprochen klingt chick wie chic, wie schick. Also wird so schnell klar, das dieses Genre Bücher abdeckt für Mädchen und junge Frauen. Und wenn man weiss, welche Bücher damit gemeint sind, wird schnell klar das ihr das Genre eigentlich schon länger kennt 😉 In diesen Romanen geht es um weibliche Hauptpersonen und ihren Freundeskreis im Milieu der konsumorientierten Mittel- und Oberschicht. […]“

Tja, so ganz passt das ja nicht in mein Beuteschema. Aber vor einiger Zeit bin ich bei meinen Bibliothek-Streifzügen über einen Roman der australischen Autorin  Liane Moriarty gestolpert, der in dieses Genre passt und der mir ausgesprochen gut gefiel. Da ich dieses Buch bereits im Dezember 2010 ausführlich besprochen habe, zerre ich den Beitrag von damals mal nach oben:

Eines Tages stürzt Alice im Fitnessstudio und verletzt sich am Kopf. Als sie wieder zu sich kommt, findet sie das sehr merkwürdig, denn sie geht nicht in Fitnessstudios. Es ist 1998, sie ist glücklich verheiratet und erwartet ihr erstes Kind. Das denkt sie jedenfalls.

Im Krankenhaus erfährt sie, dass es inzwischen 2008 ist. Sie steht kurz vor ihrem 40. Geburtstag. Sie hat drei Kinder, doch das Foto in ihrem Terminplaner sagt ihr überhaupt nichts. Das Verhältnis zu ihrer Schwester Elisabeth, das immer sehr eng war, ist ziemlich angespannt, und die Gründe scheinen tief zu sitzen. Ihre Mutter ist mit ihrem Schwiegervater verheiratet. Ihre eigene Ehe ist am Ende, ihr Mann Nick ist ausgezogen und die beiden führen einen Rosenkrieg um das Sorgerecht für die Kinder. Am beunruhigendsten ist die Erkenntnis, die sich langsam manifestiert, dass Alice wohl nicht mehr die schüchterne, schusselige, liebenswerte junge Frau ist, an die sie sich erinnert, sondern ein Organisationstalent und Kontrollfreak, der nicht besonders nett ist.

Bei dem Versuch, den Faden wieder aufzunehmen, stößt Alice auf jede Menge Fragen. Hat sie ein Verhältnis mit dem Schulleiter Dominick oder nicht? Warum ist Nick so sauer auf sie? Warum erzählt ihr jeder, dass sie froh über sie bevorstehende Scheidung ist? Wer ist Gina, über die keiner reden will?

Erst denkt sie, dass ihre Ehe gescheitert ist, weil Nick sie mit Gina betrogen hat, aber sie muss feststellen, dass es nicht so einfach ist. Zehn Jahre sind eine lange Zeit, in der sich eine Menge anhäuft: Kinder, Haushalt, Arbeit, Karriere, Freundschaft, ein tragischer Tod und viele kleine Unachtsamkeiten und Verletzungen, die man sich gegenseitig zufügt.

Zwischen den Ereignissen und Gesprächen, mit denen Alice konfrontiert wird, finden sich immer wieder Passagen aus Elisabeths Aufzeichnungen für ihren Psychiater. Darin schreibt sie über ihre verzweifelten Versuche, schwanger zu werden und eine Reihe von Fehlgeburten, die nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer Mitmenschen beeinflussen. Außerdem erfährt man ihre Sicht der Entwicklungen: „I miss the old Nick and Alice. When I think of them standing in the kitchen, putting candles on the cake, it’s like remembering people who I once knew, who moved to another country and didn’t keep in touch.”

Ein weiterer Strang ist das Weblog ihrer Großmutter über das Leben in ihrer Seniorenresidenz und die Kommentare zu den einzelnen Postings.

Der Roman ist nicht nur flüssig geschrieben und unterhaltsam, sondern regt auch zum Nachdenken an: Wie entwickeln sich Dinge im Lauf der Jahre? Was davon ist unumgänglich, was hätte man – mit dem Wissen von heute – anders machen können? Der einzige Minuspunkt ist meiner Meinung nach der Schluss, der sich unnötig lang hinzieht.

Liane Moriarty ist freischaffende Werbetexterin und lebt mir ihrem Mann und ihrem Sohn in Sydney. „What Alice Forgot“ (deutscher Titel „Vergiss ihn nicht“) ist ihr dritter Roman. Außerdem schreibt sie Kinderbücher.

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„Three Wishes” von Liane Moriarty

Nachdem ich den Roman „What Alice Forgot“ mit Begeisterung verschlungen hatte, beschloss ich, auch das Erstlingswerk der Autorin zu lesen.

„Three Wishes“ beginnt mit einer dramatischen Szene in einem Restaurant, die aus der Perspektive der anderen Gäste und der Bedienung erzählt wird: An einem Tisch sitzen drei junge Frauen, Drillinge, die zusammen ihren 34. Geburtstag feiern. Erst ist die Stimmung noch gut, wenn auch etwas sehr lebhaft, doch dann springt eine der drei wütend auf, schreit, dass die anderen beiden ihr Leben ruiniert hätten, und wirft ihre Fonduegabel nach ihrer hochschwangeren Schwester. Die Gabel bleibt in deren Bauch stecken, die Werferin kippt vor Schreck um und knallt gegen die Tischkante.

Im Krankenhaus fragt die Mutter der drei, was denn diesmal der Auslöser war. Die Geschichte, die diese Frage nach und nach beantwortet, beschreibt verschiedene Ereignisse aus dem Leben der Drillinge, ihr kompliziertes Verhältnis zueinander und auch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten.

Lyn ist organisiert und methodisch, lebt nach einem Fünf-Jahres-Plan und hat ihr eigenes erfolgreiches Unternehmen. Sie ist glücklich mit Michael verheiratet, hat eine pubertierende Stieftochter und eine etwa zweijährige Tochter. Sie wirkt ausgeglichen und heiter und hat ihr Leben im Griff. Doch in dieser perfekten Fassade zeigen sich kleine Risse.

Cat, Lyns eineiige Schwester, war immer schon aufbrausend und sarkastisch. Auch mit ihrem Mann streitet sie häufig, aber da sie sich immer wieder vertragen, denkt sie, dass diese Form des Zusammenlebens für beide in Ordnung ist. Ein Wermutstropfen ist, dass sie schon recht lange kinderlos sind, während Lyn sofort „nach Plan“ schwanger geworden war. Eines Abends muss sie feststellen, dass ihr Mann Dan ein Verhältnis mit einer anderen Frau hat.

Gemma, die Dritte im Bunde, ist eine etwas zerstreute junge Frau, die sich seit dem Tod ihres Verlobten einfach treiben lässt. Sie wohnt als Housesitter in Häusern, deren Besitzer längere Zeit weg sind und lebt von Gelegenheitsjobs. Entscheidungen zu treffen findet sie ermüdend, und sie hält keine Beziehung länger als ein halbes Jahr durch. Dann trifft sie Charlie, und eine feste Beziehung scheint tatsächlich möglich zu sein. Doch dann stellt sich beim Weihnachtsessen heraus, dass er der Bruder von Dans Geliebter ist. Da sie es jedem recht machen möchte, stürzt sie dies in einen Loyalitätskonflikt zwischen Charlie und Cat.

Zu dieser an sich schon recht explosiven Mischung kommen eine geplante und eine ungeplante Schwangerschaft, eine Fehlgeburt und die Tatsache, dass die Eltern der Drillinge nach 28 Jahren Scheidung wieder zusammen leben möchten, so dass das Ganze seinen Höhepunkt in der am Anfang beschriebenen Szene findet.

Wie in „What Alice Forgot“ nimmt sich die Autorin sehr viel Zeit für den Schluss, so dass wirklich keine Fragen mehr offen bleiben und alle losen Enden ihren Platz im Gewebe finden. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden, aber irgendwie stört es mein Gefühl für die Proportionen einer Geschichte, wenn diese sich nach dem Höhepunkt noch zu lange hinzieht.

Trotz dieses kleinen Mankos habe ich auch „Three Wishes“ (deutscher Titel: „Drei Wünsche frei“) mit viel Vergnügen gelesen. Die interessante Figurenkonstellation sowie Moriartys Humor und Gespür für Situationskomik und Überraschungen  machen das Buch zu einem runden Leseerlebnis.

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