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Urlaub im Moinland – Teil 4

Borkum: Dünen, Strand, Kultur und noch mehr Seehunde

Am Morgen waren wir früh wach und saßen schon gegen 9 Uhr auf den Rädern und sausten mit Rückenwind in Richtung Westen. Unterwegs kamen wir wieder an einer Sielanlage in der Leybucht vorbei und wurden abermals von Strohfiguren begrüßt.

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Nach einer guten Stunde erreichten wir das Fischerdorf Greetsiel, wo angesichts der relativ frühen Stunde noch nicht viel los war. Gemütlich fuhren wir durch die malerischen Gassen, betrachteten den Hafen und besuchten die Zwillingsmühlen.

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Dann ging es weiter, allerdings nicht über die Deichstrecke, sondern über den etwas direkteren Weg durch Pewsum mit seinem charakteristischen Kirchturm und einer weiteren Windmühle.

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Dann erreichten wir Emden. Mit etwas Mühe fanden wir den Hafen, wo die Fähre nach Borkum abfahren sollte, und kauften unsere Karten. Von der Insel aus wollten wir dann nicht zurück nach Emden, sondern nach Eemshaven, weil es von da kürzer nach Hause ist. Ich bekam aber eine Rückfahrkarte nach Emden. Auf Nachfrage wurde mir versichert, dass man damit problemlos nach Eemshaven fahren kann und dass es vom Preis her keinen Unterschied macht.

Da wir noch Zeit hatten, fuhren wir in die Innenstadt zum alten Hafen, wo wir bei einer Bank erst einmal unsere Geldvorräte aufstockten und uns dann auf einer Bank mit Aussicht ein Fischbrötchen genehmigten. Es war nicht ganz so perfekt wie das in Norden, aber auch sehr gut.

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Wir schauten uns noch ein bisschen im alten Hafen um und fuhren dann wieder zum Fährhafen, wo sich immer mehr Urlauber, darunter auch einige Radfahrer, versammelten. Endlich war es so weit, wir konnten an Bord. Wir verstauten die Räder an der dafür vorgesehenen Stelle und suchten ein Plätzchen mit Aussicht. Dann legte die Fähre ab. Wir tuckerten erst lange durch die Emsmündung, vorbei an Industrieanlagen, einem Campingplatz und einem riesigen Parkplatz mit eingepackten Neuwägen.

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Irgendwann hatten wir die „offene See“ erreicht, und dann lag auch schon Borkum vor uns.

borkum

Nachdem die Fähre angelegt hatte, rollten wir von Bord. Vom Fähranleger aus kann man mit der Kleinbahn die ungefähr sieben Kilometer zum Dorf fahren, aber wir waren ja autark und radelten neben der Bahnstrecke her. Unterwegs kamen wir an einem Supermarkt vorbei, wo wir uns mit Verpflegung eindeckten. Dann fuhren wir zum Insel-Camping. Beim Einchecken wurde uns ein winziger Platz zugeweisen, doch als wir dort ankamen, war er schon besetzt: Ein Zelt hatte sich einfach über zwei Parzellen verteilt. Wir durften dann auf den Platz gegenüber, der auch um einiges größer war.

Wir brutzelten uns ein Abendessen zusammen und gingen dann zum Strand. Das Wasser hatte sich weit zurückgezogen, so dass wir ein ganzes Stück hinauslaufen konnten. Wir beobachteten, wie sich die Farbe des Wassers im Schein der untergehende Sonne veränderte, und gingen dann weiter durch die Dünen in Richtung Dorf, wobei wir noch einige Sonnenuntergangsfotos machen konnten.

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Wir kamen bei der Promenade heraus, wo sich zahlreiche Leute versammelt hatten, und wo man Aussicht auf eine Sandbank hat. Und da waren sie, die Seehunde! Wir sahen uns um und stellten fest, dass es einen Weg zur Sandbank gab, der jedoch abgesperrt war. Ein Hinweisschild auf der Promenade wies darauf hin, dass wir im Wohnzimmer der Seehunde zu Gast seien und uns entsprechend gut zu benehmen hätten. Richtig so. Unseren Seehund Lewis hatten wir ja im Frühjahr auf Schiermonnikoog, der Nachbarinsel, freigelassen. Vielleicht hatte er es sich ja inzwischen auf dieser Sandbank gemütlich gemacht? Und vielleicht hatte auch Mara ihren Weg hierher gefunden? Wir investierten einen Euro für das Fernrohr und beschlossen dann, dass wir unsere Seehunde erkannt hatten. That’s our story and we stick to it.

seehunde

Danach bummelten wir wieder zum Campingplatz, doch es war gar nicht so einfach, im Fast-Dunkel den Weg zu finden.

Am nächsten Morgen schliefen wir aus. Dann machten wir wieder einen Spaziergang durch die Dünen in den Ort, wo die Kleinbahn gerade ankam.

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Wir bummelten weiter durch die Ortschaft mit ihren malerischen Gassen. Auf unserem Rundgang stießen wir immer wieder auf liebevoll gestaltete Richtungsschilder zum Rathaus, dem Flugplatz, dem Strand etc.

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Wir besichtigten die katholische Kirche „Maria Meeresstern“, die 1882 von Kaplan Karl Boeddinghaus aus Münster als Kapelle „von Kurgästen für Kurgäste“ gebaut worden war. Von innen wirkt das rote Backsteingebäude Angehnehm frisch und hell. Dann machten wir einen Abstecher zur Promenade, um die Seehunde zu begrüßen, und gingen ein Stück über den Strand.

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Dann setzten wir unseren Weg zum Alten Leuchtturm fort, der 1576 von Emdener Kaufleuten als Seezeichen errichtet wurde und zugleich Kirchturm der reformierten Kirche war. Er ist das älteste Gebäude der Insel und damit ein Kulturdenkmal. Auf der Wiese neben dem Turm befinden sich noch einige alte Grabsteine, zum Teil mit Totenkopf und Knochen verziert. Damals wurde nicht um den heißen Brei herumgeredet.

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Nicht weit vom Leuchttrum entfernt ist das Heimatmuseum „Dykhus“, dem wir ebenfalls einen Besuch abstatteten. Außer einem vollständigen Walskelett kann man dort auch Bilder und Dokumente zur Geschichte Borkums und die unterschiedlichsten Sammlungen bewundern: Porzellan, Streichholzschachteln, Bestecke aus verschiedenen Restaurants der Insel und zwei Sammlungen mit Sand aus aller Herren Länder, liebevoll in Glasröhrchen abgefüllt und beschriftet. Letztere fand ich besonders faszinierend. Es gibt Sand von der Ostsee, der Nordsee, der amerikanischen Atlantikküste, verschiedenen Gegenden Afrikas und noch viel mehr. Man kann einfach alles sammeln, nicht nur Glühweintassen.

Dann wurde es Zeit für ein Fischbrötchen und ein Eis, die wir auf einem Mäuerchen in der Einkaufsstraße verzehrten. Danach bummelten wir an den Schaufenstern entlang, und in einem Andenkenladen entdeckte ich ein dunkelblaues Halstuch mit der Aufschrift „Moin Moin“ – ein ideales Mitbringsel für unseren Mitbewohner Struppie.

Dann gingen wir einkaufen, und nach einem gemütlichen Abendessen auf dem Campingplatz machten wir uns erneut auf die Socken, diesmal zum Restaurant „Sturmeck“ in den Dünen. Dort wurden wir bei einem Bierchen wieder Zeuge eines wunderbaren Sonnenuntergangs.

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Viel später, als ich nachts das Zelt verlassen musste, konnte ich auch noch einen herrlichen Sternenhimmel genießen. Urlaub im Zelt ist toll!

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Südostengland 2010, Teil 5

Ashford, Sandwich und Faversham

Als ich am nächsten Morgen zum Waschraum trabte, hatten irgendwelche Witzbolde selbigen mit Wasser und Klopapier überflutet. Leute gibt’s!

Nach dem Frühstück brachen wir auf und fuhren durch einige idyllische Dörfer, in denen leider viel Verkehr war. Die Straßen dort sind sehr schmal, und da jeder so nah wie möglich beim Supermarkt oder Postamt parken will, stehen sich alle gegenseitig im Weg herum, und auch mit dem Rad kommt man schwer durch. Dafür kamen wir zur Mittagszeit an einem Obststand vorbei, wo wir erst mal Pause machten und Kirschen kauften, die wir auch dort am Wegrand verspeisten. Sie waren sehr lecker!

Dann ging es an Kornfeldern und Obstplantagen vorbei weiter Richtung Ashford. Uns fiel auf, dass es in dieser Gegend wenig Schilder mit Meilenangaben gab, und wenn sie mal vorhanden waren, handelte es sich wohl eher um grobe Schätzungen. Mit der Beschilderung ist es manchmal sowieso so eine Sache: Man kommt zu einem Kreisverkehr, an dem Schilder in verschiedene Richtungen zeigen. Man sucht also auf der Karte, welcher der vier bis fünf Ortsnamen denn am Besten passt, und verfolgt seinen Weg bis zum nächsten Kreisverkehr, wo wieder vier bis fünf komplett andere Namen stehen und die Suche von vorne beginnt.

Unser Tagesziel Ashford, eine Stadt mit über 100.000 Einwohnern, wurde eine Weile durchgehend angegeben, doch  ungefähr fünf Kilometer vor Erreichen der Stadtgrenze verschwand sie von allen Schildern, so dass wir mal wieder die Wahl zwischen Nether Addlethorpe, Middle Fritham und dergleichen hatten.

Der Campingplatz lag etwas außerhalb und war sehr schön – tiptop ausgestattete Waschräume und eine Küche mit einem Kräutergarten davor, bei dem man sich bedienen konnte. Nicht umsonst gehört er zu den „Best of Britain Five Star Holiday Parks“.  Bei allen Kräutersorten steckten kleine Schilder in der Erde, die dem unwissenden Laien erklärten, um was für ein Gewächs es sich handelt, wofür es gut ist und wozu es gut schmeckt.

Nachdem wir aufgebaut hatten, machten wir uns auf die Socken nach Ashford. Wir kamen an dem riesigen Bahnhof vorbei, an dem alle Züge halten, die durch den Eurotunnel fahren – sehr beeindruckend. Von dort aus wollten uns sämtliche Schilder zu einem Outlet-Centre schicken, das Stadtzentrum jedoch war so schwer zu finden, dass wir uns schon langsam fragten, ob man als Nicht-Ashforder dort überhaupt erwünscht war. Wahrscheinlich ist das Outlet-Centre auch tatsächlich der touristische Höhepunkt, die Stadtmitte gibt jedenfalls nicht allzuviel her, wenn man von der Kirche und den paar Häusern daneben mal absieht.

Auf dem Rückweg deckten wir uns bei Tesco’s mit Lebensmitteln ein. Nach dem Abendessen unterhielten wir uns gemütlich mit unseren niederländischen Nachbarn, als plötzlich aus einem anderen Nachbarzelt  wüstes Gebrüll ertönte. Der Zeltbewohner telefonierte in einem unverständlichen molvanischen Dialekt. Wir wunderten uns, dass er bei der Lautstärke überhaupt ein Telefon benötigte. Unsere Nachbarin rief ihm in einer Art Überlebensitalienisch zu, dass er  doch etwas leiser sein sollte, und tatsächlich – es half.

Dann folgte einer dieser verregneten Tage, wie es sie in jedem Urlaub gibt. Wir bleiben bis zum Nachmittag im Zelt und lasen Zeitung. Wir erfuhren, dass Premierminister Cameron ebenfalls urlaubte und von Nick Clegg vertreten wurde, und dass überraschend viele Leute ihre Teddybären und andere Stofftiere mit auf Geschäftsreise nahmen. Uns wunderte dies überhaupt nicht, nur die Anzahl der vergessenen Bären befremdete uns etwas.

Am nächsten Tag schien wieder die Sonne, so dass wir uns auf die Socken Richtung Sandwich machen konnten. Die Strecke führte uns über sanfte Hügel und „narrow country lanes“ durch schnuckelige Dörfer wie Coldred, „Kent’s Best Kept Village 2006“. Inzwischen war es richtig heiß geworden, und unsere Wasservorräte gingen zur Neige. Da leider kein Pub offen hatte, fragte ich einen netten älteren Herrn, ob ich die Wasserflaschen nachfüllen durfte. Nachdem ich ausgiebig seinen liebevoll angelegten Vorgarten bewundert hatte, ging es weiter.

Der Campingplatz von Sandwich war überraschend einfach zu finden. Wir bauten das Zelt auf, amüsierten uns über unsere Nachbarn, den Kennzeichen nach aus Hildesheim, die sich anhörten wie Alfred und Else Tetzlaff, und schnappten uns eine der herumstehenden Bänke.

Dann gingen wir zu Fuß ins Zentrum. Da ich schon den ganzen Tag geschwitzt hatte und der Wind mit die Haare ständig in die Augen wehte, ging ich zum nächstbesten Frisör, wo meine schulterlangen Zotteln einer bockikompatiblen Kurzhaarfrisur wichen.

Zufrieden setzten wir unseren Erkundungsspaziergang durch das nette Städtchen mit seinem gemütlichen kleinen Binnenhafen und einem netten Pub.

Auf dem Rückweg erklärte uns ein Herr, warum hier die ganze Straße aufgerissen wurde: Man ersetzte endlich die Gasleitungen, nachdem es jahrelang in der Straße nach Gas gerochen hatte.

Auf dem Campingplatz stellten wir fest, dass es dort Bankräuber gab, „unser“ Bänkchen war verschwunden. Also musste ich mich zum Postkartenschreiben auf den Boden setzen, was der Lesbarkeit nicht unbedingt zugute kam. Aber der gute Wille zählt. Der Tag endete mit einem wunderschönen Sonnenuntergang und einem ebenso phantastischen Sternenhimmel. Urlaub ist was Schönes!

Am nächsten Morgenhatten wir beim Einpacken mal wieder eine Menge Publikum, da sich die meisten Leute nur schwer vostellen können, wie man den ganzen Krempel in acht Fahrradtaschen und zwei Säcken unterbringen kann.

Leider kamen etwas verspätet weg, da eine meiner Bremsen etwas blockierte. Doch zum Glück konnte Peter den Schaden beheben.  Wir  kamen wieder an Canterbury vorbei, fuhren aber diesmal nicht in die Stadt. Wir überquerten die Stone Street leider etwas weiter südlich als geplant, aber da es wunderbares Radlerwetter war (leicht bewölkt mit ein paar Regentropfen), waren diese zusätzlichen Kilometer kein Drama. In einem Pub machten wir Mittagspause, und am späten Nachmittag erreichten wir den Campingplatz in Painter’s Forstal, der natürlich auf einer steilen Anhöhe lag, so dass wir das letzte Stück doch noch schieben mussten.

Erst wollten sie uns dort nur für eine Nacht unterbringen, da sie viele Reservierungen für das Wochenende hatten. Außerdem betrug der vorschriftsmäßige Abstand zwischen den Zelten sechs Meter, wie uns die Platzwärtin erklärte, so dass es nicht so einfach war, die Leute entsprechend zu verteilen. Aber nach einiger Rechnerei und der Bitte an unsere Nachbarn, ihr Auto an einer anderen Stelle zu parken, konnten wir doch zwei Nächte bleiben.

Beim Zeltaufstellen passierte uns dann ein Malheur:  Als wir wie üblich die Enden der Stangen in die dafür vorgesehenen Löcher stecke wollten, hörten wir ein garstiges Knirschen  – die Stange war in der Mitte durchgebrochen. Das konnte also auch passieren. Zum ersten Mal benötigten wir das kleine Reparaturröhrchen, das wir über die Stange schoben und mit Leukoplast fixierten. Diese Leukoplastbandage musste ein paar Monate später in unserem Campingladen zu Hause mit einem scharfen Messer entfernt werden, das Zeugs hält wirklich gut.

Da gerade an den Wochenenden alles ausgebucht schien, wollten wir in Rochester einen Platz für Freitag reservieren. Ich rief bei dem ersten Campingplatz an, wo eine Dame mir indigniert erklärte, dass sie keine Zelte mehr akzeptierten. Auf meine Frage, ob ein anderer Campingplatz in der Nähe das wohl täte, sagte sie: „Oh, I really can’t help you there!“ und knallte den Hörer auf. Peter rief auf dem anderen Platz an, und die Reaktion war:  „A tent!? You must have dialled the wrong number.“ Ist es wirklich so seltsam, dass man mit einem Zelt auf einem Campingplatz stehen möchte?

Nun ja, wenn man uns dort nicht haben wollte, wurde es Zeit für Plan B: wir konsultierten die Karte und kamen zu der Schlussfolgerung, dass wir am Besten mit dem Zug nach Gravesend fahren konnten, dort die Fähre über die Themse nach Tilbury nehmen und in Essex weiterradeln konnten, wo man hoffentlich etwas radlerfreundlicher war.

Inzwischen waren die Bewohner der Zeltgruppe gegenüber zurückgekommen, zwei Mütter mit ein paar kleinen Kindern. Zu diesen gesellten sich noch Drillinge vom anderen Ende des Platzes, drei etwa vierzehnjährige Jungen, die aussahen wie die Weasley-Zwillinge aus „Harry Potter“. Der einzige Unterschied war, dass sie im Dreierpack noch lebhafter waren. Wir machten uns auf die Socken, spazierten eine Runde durch das Dorf, das aus ein paar Häusern, einer kaputten Telefonzelle bestand und einem Pub bestand, wo wir uns ein leckeres Bierchen genehmigten. Ein Paar, das an unserem Tisch saß, empfahl uns eine Besichtigung von Sheperd Neame, die älteste Brauerei Englands. Tja, die älteste der Welt ist Weihenstephan – ätsch!

Am Morgen fuhren wir nach Faversham, wo Peter erst einmal in einem Haushaltswarengeschäft, in dem es auch Campingartikel gab, verschwand, um eine neue Zeltstange zu organisieren. Während ich draußen bei den Rädern wartete, sprach mich ein wohlbeleibter Herr an, der meinen gebogenen Fahrradlenker so schön fand. In seiner aktiven Zeit, als er, wie er selbst sagte, noch schlanker und fitter war, gab es noch nicht so schöne „handlebars“. Passende Zeltstangen hatten sie in dem Geschäft nicht, aber der Laden daneben verkaufte Briefmarken – zumindest verkündete dies ein Aufkleber im Schaufenster. Marken für das Ausland hatten sie jedoch nicht, und auf meinen Hinweis auf den Aufkleber sagte man mir: „Yes, we do sell stamps, but not for the continent.“ Aha.

Die Brauereiführung war leider auch ausgebucht, und so fuhren wir erst einmal zum Bahnhof, um Karten für unsere morgige Bahnfahrt zu kaufen. Die Züge fuhren im Stundentakt, und die Fahrradmitnahme war kein Problem. Sehr gut. Auf dem Weg zum Supermarkt, wo wir unsere Räder parken wollten, wurden wir von einem abbiegenden Autofahrer fast über den Haufen gefahren, aber zum Glück konnten alle Beteiligten rechtzeitig bremsen.

Dann besichtigten wir das Fleur de Lis Heritage Museum in einem Fachwerkhaus, das zur Straße hin nicht besonders groß aussieht, sich aber nach hinten über ein paar Nebengebäude erstreckt. In diesem Museum gibt es die verschiedensten Dinge zu sehen:  Ausstellungsstücke und einen Film zu den Schiesspulverfabriken in der Gegend, Schaukästen zur Stadtgeschichte seit der Eisenzeit, ein viktorianisches Klassenzimmer und im ersten Stock verschiedene viktorianische Geschäfte: Ein Tante-Emma-Laden, en Bäcker, ein Barbier mit einem Buch voller abenteuerlicher Rezepte gegen Haarausfall und ähnliche Leiden und vieles mehr. Eine nette Dame führte uns durch die Räume und erklärte uns alles. Danach kaufte ich im Tourist Office meine Briefmarken, aber auch dort schien man mit Marken für den Kontinent etwas überfordert zu sein.

Nach einem Imbiss besichtigten wir die moderne Karmeliterkirche St Jude’s Shrine. Das Gebäude, in dem sich die Kirche seit 1926 befindet, war erst eine Schule für Kinder der Quäker und später ein Kino. Entsprechend verwinkelt ist das Gebäude auch. Auf unserem Rundgang durch die verschiedenen Räume gerieten wir in eine Küche, in der neben den üblichen Utensilien auch ein Plastikkanister voll Wasser stand, auf dem ein Aufkleber mit der Aufschrift „Holy Water“ prangte. Sehr pragmatisch, aber irgendwie nimmt es  dem Weihwasser doch die Aura des Geheimnisvollen.

Wir bummelten noch etwas durch die Stadt mit ihren verwinkelten Gassen, erledigten unsere Einkaufe und fuhren dann bei Regen zurück zum Campingplatz. Die Familie mit den Drillingen war inzwischen abgereist, dafür versuchte eine deutsche Familie, für diese Nacht hier unter zu kommen, was nach einigem Hin und Her auch gelang. Die Familie, die aus Niedersachsen kam, hatte die Hügel hier doch etwas unterschätzt, zumindest sagte die Mutter: „Ich dachte, wir sind in England und nicht in den Alpen.“

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